Geld sparen? Ja, gerne sogar.
Aber bitte nicht um jeden Preis.
Vielleicht bin ich an der Situation ja doch selbst Schuld. Ich hatte ja so meine Zweifel…

Worum geht es?

Vor zwei Jahren musste unser Zweitwagen neu versichert werden. Unser Sohn hatte seinen Führerschein gemacht und sollte das Auto ebenfalls fahren. Da die Versicherungsbeiträge für Fahranfänger immer sehr hoch sind, entschieden wir uns für das günstigste Angebot auf einem bekannten Vergleichsportal: eine Direktversicherung.

Die Bewertungen und Leistungen der Versicherung überzeugten uns, und die Kosten blieben im Rahmen.

Zwei Jahre lang war alles ok.

Die bisherige Vertragslaufzeit verlief absolut ereignislos. Keine Schäden, keine Probleme. Alles in Ordnung.

Nach zwei Jahren erhielt ich Mitte November 2024 nun ein Schreiben, in dem man mir ankündigte, dass der Versicherungsbeitrag steigen wird. Knapp 25% sollte die Versicherung bei gleicher Leistung teurer werden.

Ich suchte online nach einer günstigeren Alternative und stellte fest, dass genau diese Direktversicherung wieder gelistet war – sogar zum alten Preis. Ich zweifelte jedoch, ob dieser Preis für mich als bestehenden Kunden gültig war.

Da die Angebote aller anderen Versicherungen ebenfalls etwa 25% teurer waren, wagte ich den Versuch und buchte die Versicherung erneut über das Vergleichsportal. Es war also ein Wechsel von Versicherung A zu Versicherung A. Ich rechnete aber nicht wirklich damit, dort wieder als „Neukunde“ akzeptiert zu werden und den günstigen Preis zu erhalten. Aber versuchen wollte ich es doch einmal.

Der Landrat in meinem Briefkasten.

Es kam aber anders. Ich erhielt die Kündigungsbestätigung für das alte Kundenkonto und kurz darauf die Unterlagen und den Versicherungsschein für den neuen Versicherungsvertrag. Es hatte also funktioniert und wir konnten damit gutes Geld sparen.

Das große „Aber“ folgte dann eine Woche später.

Im Briefkasten fanden wir am Mittwoch ein Schreiben vom Landrat. Genauer, dem Straßenverkehrsamt. In dicken schwarzen Buchstaben war dort zu lesen:

Ordnungsverfügung:
Zwangsweise Außerbetriebsetzung Ihres Fahrzeugs
wegen fehlenden Versicherungsschutzes

Ich kam aus dem Staunen kaum heraus. In dem Schreiben war zu lesen, dass die KFZ-Versicherung dem Amt mitgeteilt hat, dass mein Versicherungsschutz seit einigen Tagen erloschen sei. Ich hätte nun unverzüglich, spätestens in zwei Tagen, den Fahrzeugschein und die Kennzeichen „[…]zur Außerbetriebsetzung vorzulegen.“

Das Schreiben des Straßenverkehrsamts
(Klick zum Vergrößern)

Ich rief direkt beim Straßenverkehrsamt an, um den Sachverhalt zu klären. Ein freundlicher Mitarbeiter informierte mich über die Situation. Aus Sicht des Straßenverkehrsamtes besteht für das Fahrzeug aktuell tatsächlich kein Versicherungsschutz. Bevor man mir aber die Plaketten von den Kennzeichen entfernt, was zusätzliche Kosten verursachen würde, bot man mir an, die Kennzeichen dort zur Verwahrung zu hinterlegen. Das würde zu den bisherigen ca. 30€, die allein für das Schreiben angefallen seien, keine weiteren Kosten verursachen.

Dass mir ein neuer und gültiger Versicherungsschein vorliegt, war für das Amt unerheblich. Das Auto würde erst dann wieder freigegeben, wenn die Versicherung digital das Vorhandensein eines gültigen Versicherungsschutzes bestätigt. Mehrfach täglich ruft das Amt diese Informationen bei einem Zentralregister ab. Dazu müsste ich jedoch zunächst mit der Versicherung sprechen und sie über die Situation informieren.

Die Geister, die ich rief.

Und hier beginnt das eigentliche Problem.

Mein Wunsch Geld zu sparen und bei einer Direktversicherung abzuschließen, führte zu dem unglücklichen Umstand, dass diese Direktversicherungen keine Callcenter oder telefonisch erreichbaren Ansprechpartner haben. Der einzige Weg zur Kontaktaufnahme ist per E-Mail.

Auch der Versuch, die Schadenhotline zu kontaktieren – die einzige Telefonnummer auf der Webseite – brachte keinen Erfolg. Es handelte sich nur um einen Dienstleister, der Schäden aufnimmt und weiterleitet.

Ich griff also zur Tastatur und verfasste eine freundliche E-Mail an die Kontaktadresse. Ich erhielt umgehend eine Eingangsbestätigung zusammen mit dem Hinweis, dass man in der Regel innerhalb fünf Tagen eine Antwort erhalten werden.

Fünf Tage!? Was hätte ich jetzt für die Rufnummer eines Callcenters gegeben. Einfach nur jemanden anrufen und die Sache erklären und um einen Mausklick bitten. Mehr Aufwand ist es für die Versicherung doch sicher nicht, um die Bestätigung erneut an die Zulassungsstelle zu senden.

Soweit ist es zum Glück nicht gekommen.

Eine Antwort, die Hoffnung macht, aber…

Am Donnerstag zur Mittagszeit erhielt ich dann aber doch schon eine Antwort.
Darin entschuldigte man sich für die Unannehmlichkeiten und sprach von einer unglücklichen Überschneidung der Vorgänge. Man werde den Fall prüfen und eine neue Versicherungsbestätigung an die Zulassungsstelle senden.

Das machte Hoffnung darauf, dass wir die Kennzeichen am folgenden Tag wieder abholen können. Ich rief daraufhin noch einmal beim Amt an. Ich solle einfach am nächsten Tag um 8 Uhr vorbei kommen. Zur Sicherheit sollte ich zuvor aber noch einmal anrufen, damit ich den Weg gegebenenfalls nicht unnötig mache.

Ich fuhr am folgenden Tag noch vor 8 Uhr los und auf dem Weg rief ich meinen Kontakt bein Straßenverkehrsamt an. Ich war bereits auf halber Strecke, als mir dieser mitteilen musste, dass ihm keine aktuelleren Informationen vorliegen würden. Die Versicherung habe sich bisher nicht gemeldet und die versprochene Bestätigung auch bisher nicht geliefert.

Bis 13 Uhr wäre man noch erreichbar und ich sollte mich um 12 Uhr noch einmal melden. Das wäre der letzte Zeitpunkt zur Abfrage beim Zentralregister vor dem Wochenende und sicher würde dann auch die Bestätigung vorliegen.

24 Stunden nach der hoffnungsvollen Antwort.

Um 12:30 Uhr rief ich erneut beim Straßenverkehrsamt an. Ich war dabei schon fast auf dem Weg zum Auto, musste dann aber erfahren, dass sich an der Situation nichts geändert hat. Die Versicherung habe sich noch immer nicht gemeldet.

Man wünschte mir ein schönes Wochenende und wir beendeten das Gespräch mit einem „…wir hören uns dann Montag wieder…“.

Ratlos und auch etwas wütend sitze ich hier nun also. Das Wochenende, in dem wir einiges an Besorgungen und Erledigungen vorhaben, muss neu koordiniert und geplant werden. Wenn ich die Situation wenigstens selbst verursacht hätte, aber so?

In der Zwischenzeit habe ich der Versicherung erneut geschrieben und meinen Unmut kundgetan. Merkwürdig war die recht schnelle Antwort, die besagte, dass der Versand der Versicherungsbestätigung leider etwas länger dauert, ich mein Auto aber trotzdem doch fahren könne. Gute Idee, davon ist aber leider das Straßenverkehrsamt nicht so vollends überzeugt. Und über die Folgen einer Meldung, dass die Versicherung nicht mehr vorhanden ist, sollte eine KFZ-Versicherung doch informiert sein. Oder ist es nur unsere Kreisverwaltung, die hier so streng handelt und Autos gleich still legt? Sicher nicht!

Wir können also nichts weiter tun, als das Ende des Wochenendes abzuwarten. Hoffentlich liegen die Informationen dann vor und wir können das Auto endlich wieder in Betrieb nehmen.

Mein Sohn bedankt sich übrigens auch sehr für diese Aktion. Er war gezwungen trotz starkem Wind und Regen mit dem Motorroller zu fahren und kam entsprechend durchnässt und kalt im Büro und später auch zuhause an.

Was ich in dieser Woche gelernt habe?!

Nie, niemals, niemals wieder ein Vertrag bei einer Direktversicherung!

Soviel günstiger kann man mir einen Vertrag gar nicht mehr anbieten, als dass ich diesen Fehler ein weiteres Mal machen werde.

Es geht nichts über persönlich erreichbare Ansprechpartner! Wenn es mal wieder wichtig und zeitkritisch wird, dann kann man sich auf eine E-Mail nicht verlassen. Callcenter arbeiten sicher auch nicht immer optimal und man kann oft genug darüber schimpfen. Aber besser ein Callcenter, als ein E-Mail-Support, von dem man nicht weiß, wann das wer liest und ob er den Sachverhalt richtig versteht.

Naja, noch haben wir das Auto nicht wieder im Einsatz. Warten wir mal ab…


Update: Das Wochenende ist vorüber

Das Wochenende ist vorüber und wir haben es mehr oder weniger erfolgreich geschafft, alle Aktivitäten dennoch mit einem Auto zu erledigen.

Mein Anruf bei der Zulassungsstelle wurde mir inzwischen nun endlich mit einer positiven Aussage beantwortet. Die Bestätigung liegt vor und wir werden die Kennzeichen im Laufe des Tages abholen. Das aber natürlich nicht, ohne die 30€ zu bezahlen, die der Fall mit sich gebracht hat.

Danke für nichts, liebe Direktversicherung. Die Quittung bekommt ihr gerne mit der Post.

Ob die mir die Kosten aber anstandslos erstatten werden? Ich habe da so meine Zweifel…

Die Kennzeichen sind endlich wieder da!