Auf der täglichen Fahrt zur Arbeit führt mich mein Weg auch immer über die Autobahn. Dort habe ich bei einer kleinen Baustelle einmal etwas genauer hingesehen und beobachtet, wer und was hier alles am Werk war….
Es gab also diese kleine Autobahnbaustelle. Die Leitplanke wurde bei einem Unfall beschädigt und soll nun ausgetauscht werden.
Zwei Arbeiter schrauben die alten Elemente ab und ersetzen sie. Neben ihnen steht ihr orangener Dienst-LKW mit Ersatzteilen und Werkzeug. Neben den orangenen Warnleuchten auf dem Dach ist auch das Abblendlicht eingeschaltet und vermutlich läuft auch der Motor, um die Batterie nicht zu belasten.- Direkt hinter diesem ersten LKW steht ein weiterer. An dessen Heck befindet sich die Baustellenschild inkl. der bekannten gelben Blitzleuchten, mit der die anderen Verkehrsteilnehmer vor der Sperrung der Fahrbahn gewarnt werden. In diesem Fahrzeug sitzt auf dem Fahrersitz ein Kollege. Er hat den Kopf in die Hände gestützt und schaut den beiden Arbeitern zu. Das Licht und der Motor seines LKW sind eingeschaltet.
Einige hundert Meter hinter ihm steht ein weiterer LKW auf dem Seitenstreifen. Ebenfalls mit eingeschaltetem Licht und vermutlich laufenden Motor. Es trägt an seinem Heck eine weitere Warnvorrichtung (Blinkanlage und Hinweisschild für Fahrbahnsperrung). Auch dieser Fahrer dieses Fahrzeugs sitzt im Führerhaus. Er liest eine Zeitung.
Wiederum einige hundert Meter dahinter erneut ein orangenes Fahrzeug. Es hat die Größe eines Lieferwagens mit Pritsche. Und auch hier dasselbe Spiel: Gelangweilter Fahrer im Fahrzeug, Licht und Motor laufen und am Heck ein Hinweisschild zur Sperrung der Fahrbahn.
Ich fasse das Gesehene einmal kurz zusammen:
Zwei Arbeiter reparieren eine defekte Leitplanke.
Drei weitere Mitarbeiter sitzen gelangweilt und ohne aktive Tätigkeit in ihren Fahrzeugen und warten.
Insgesamt vier Fahrzeuge stehen mit (höchst wahrscheinlich) laufenden Motoren auf der Autobahn.
Es arbeiten aktiv also nur zwei von fünf (also 40%) der hier zum Einsatz kommenden Arbeitskräfte. Wenn man das einmal in Mark und Pfennig ausdrücken möchte, dann belaufen sich die Kosten für die untätigen Mitarbeiter auf 279,00€ für einen drei stündigen Einsatz bei angenommenen 31,00€/Std. interner Personalkosten. Dazu vier Fahrzeuge, die über die gesamte Dauer der Arbeiten Treibstoff verbrauchen. Das sind 46,47€ bei einem aktuellen Dieselpreis von 1,549€/Liter und 30l Treibstoff für 3 Stunden Einsatzdauer und angenommenen je 2,5l pro Stunde und Fahrzeug im Leerlauf. Also 108,49 Euro, die pro Stunde nur bei dieser einen Kleinbaustelle unnötig anfallen und die Stadtkassen zusätzlich belasten. Wenn diese Truppe zwei Baustellen pro Tag bearbeitet würde und 21 Tage arbeitet, dann verbrennt die Stadt pro Monat 4556,58 Euro oder anders ausgedrückt 54.678,96Euro im Jahr. (Ja, man sieht es wieder… ich liebe Zahlenspiele! *g*)
Diese Werte basieren natürlich nur auf Annahmen meinerseits. Aber das, was ich da regelmäßig bei kleinen Baustellen auf Autobahnen sehe, lässt mich vermuten, dass diese Arbeitsweise doch eher zur Regel gehört und keine Ausnahme ist.
Die Städte und Kommunen klagen laut und lauter, dass sie kein Geld mehr hätten. Aber bei so kleinen Dingen, wie der Absicherung einer Autobahnbaustelle, wird das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster geworfen.
Wäre es nicht möglich, die Warnhinweise zusätzlich in Form von Anhängern zu gestalten, die Akkubetrieben arbeiten, damit die Motoren der LKW nicht ständig laufen müssen? Warntafeln mit LED-Technik sind sehr effektiv und sparen eine Menge Energie. Jeder LKW könnte je einen zusätzlichen Anhänger mit Warnvorrichtung mitbringen, der allein auf dem Standstreifen abgestellt wird. Die Baustelle müsste dann auch nur mit zwei LKW angefahren werden, wodurch auch zwei Mitarbeiter eingespart werden können. Diese könnten entweder ihren Kollegen vor Ort aktiv zur Hand gehen oder bei einer anderen Baustelle dafür sorgen, dass diese nicht zig Wochen dauert, sondern schon weitaus schneller abgeschlossen werden kann.
Die Städte und Kommunen könnten an vielen Stellen viel Geld sparen, wenn man die Abläufe in den verschiedenen Bereichen einfach mal im Detail betrachtet und gewillt ist, etwas an den Zuständen zu ändern.
Stichwort: Alte Zöpfe abschneiden.
Das ist sowas von traurig. Aber man merkt immer öfter, dass Baustellen nicht von Bauarbeitern bevölkert werden, sondern monatelang nur von Signalisation und Blinkelichtern. Aber am besten schon 2 Monate vor Baubeginn alles mit Verkehrsschilder zupflastern…
Grüsse
Reiner