scratchy logo of "deutsche post" on mailbox

Bild von Etienne Girardet via flickr.com. Lizenz: Creative Commons

Weißt du noch damals? Vor vielen vielen Jahren, als die Telekom und die Post ein gemeinsames Unternehmen war – die Deutsche Bundespost. Heute sind sie lange getrennt und haben innerlich wie äußerlich nichts mehr miteinander zu tun. Aber im tiefen Innern ist sie noch da. Die gemeinsame Vergangenheit. Die Wurzeln. Die Quelle für all das Übel, das einem als Kunden heute immer wieder entgegen schwappt.

Wie oft hatte ich schon die verrücktesten und unglaublichsten Erlebnisse mit der Telekom. Fehlgeleitete Rechnungen. Mitarbeiter, die keinen Schimmer hatten, wer für was zuständig ist. Briefe mit Informationen, die die absendende Abteilung selbst nicht verstand und nicht zuordnen konnte. So viele schaurig schöne Geschichten, die mich immer häufiger daran zweifeln ließen, wie dieses Unternehmen mit so einer Arbeitsweise jemals so groß werden konnte. Und bisher dachte ich immer, dass dies in der Form nur bei der Telekom möglich ist. Aber…

Heute war es ausnahmsweise mal die alte Schwester der Telekom.
Die Deutsche Post – Post für Deutschland.
Dabei musste ich lernen, dass es umso schwieriger wird, wenn die Post nicht innerhalb Deutschlands, sondern ins Ausland versendet werden soll. Dabei muss es nicht einmal das entfernte Ausland sein. Direkt nebenan reicht da schon.

Es war Freitag kurz vor der Mittagspause. Ein Smartphone sollte sicher und schnell in die Niederlande transportiert werden. Es musste auf jeden Fall am Montag beim Empfänger sein. Ich überlegte, ob es nicht ausreicht, das Gerät normal zu frankieren und abzusenden. In der Zeit von Freitag bis Montag sollte das doch eigentlich immer möglich sein. Aber wir wollten ja sicher sein, dass es Montag da ist. Also griff ich nach dem erst besten Auszubildenden und bat ihn das Gerät einzupacken und per Express auf den Weg nach Holland zu bringen. Ich gab ihm 50 Euro mit auf dem Weg, da ich mir nicht sicher war, wie hoch das Porto wohl sein würde.
Der Umschlag war auf dem Weg. Für nicht weniger als 45 Euro per „DHL ExpressEasy International“. Mit dem Tarif ist der Umschlag auf jeden Fall am nächsten Werktag am Ziel, so die Aussage der Post. Da kann ja nichts mehr schief gehen……

Das Wochenende ging ins Land und auch der Montag verstrich. Am Dienstagmorgen eine besorgte Mail aus Holland, ob ich denn wüsste, wo das Handy sei. Ich besorgte mir bei einer Kollegin den Beleg mit der Sendungsnummer und prüfte auf der Webseite der DHL den aktuellen Status der Sendung. Der letzte Eintrag war von Montag 17:05 Uhr. „Empfangsadresse bei Zustellversuch geschlossen“. Spitze. Der Umschlag wurde um 9:51 Uhr in das DHL-Auto geladen und der Fahrer fuhr diesen sieben Stunden kreuz und quer durch die Gegend. Für eine Express-Sendung schon nicht übel. Dumm nur, dass die meisten Firmen ihre Warenannahme um 17 Uhr schließen, so wie auch in diesem Fall.

DHL ExpressEasy International

ExpressEasy International – Ganz klar kein DHL-Produkt. Wie komme ich nur darauf? 😉

Ich beschloss den Kundenservice von DHL Express anzurufen, um zu erfahren, welche garantierte Transportdauer sich hinter „DHL ExpressEasy International“ verbirgt. 0180 6 345 300 für nur 20ct pro Anruf. Dann mal los…
Der Herr, der sich nur wenige Augenblicke später meldete schlug die Hände über den Kopf zusammen. Bei ihm sei ich völlig falsch. DHL EXPRESSEASY sein kein DHL Produkt, sondern eines der Deutschen Post. Mein Einwand, dass auf dem Beleg doch ganz klar DHL und „ExpressEasy International“ steht und seine Kundenservice-Nummer darunter zu lesen sei, ließ er nicht gelten. Ja richtig, das ganze Pakettransportgeschäft der früheren Post wird jetzt von der DHL bearbeitet und die Post sei daran gar nicht mehr beteiligt. Es gibt nur noch DHL und nichts anderes mehr. Aber dieses Produkt „ExpressEasy International“ sei eben kein DHL Produkt, sondern eines der Deutschen Post. Na, verwirrt? Ich war es auch. Einerseits nur noch DHL und nichts anders mehr. Aber hier die große Ausnahme, dass dies eben kein Produkt der DHL, sondern eines der Deutschen Post sei. Ich habe es bzw. ihn nicht verstanden. Ich erhielt von dem freundlichen Kundenserviceberater die Rufnummer der Deutschen Post: 0228/4333-112. Die könenn auf jeden Fall weiterhelfen.

Dort schilderte ich meinem Gegenüber erneut mein Problem. Als ich beim Wort „International“ ankam, wurde ich direkt unterbrochen. Ich würde mit der nationalen Hotline sprechen, für Internationale Sendungen sollte ich die 0228/4333-118 anrufen, die bearbeiten Sendungen ins Ausland. Aber verbinden könne man mich natürlich nicht. Ich legte also auf und war schon mal guter Hoffnung, da ja wohl grundsätzlich richtig war, auch wenn nun bereits das dritte Telefonat folgen sollte.

Wieder ein neuer Gesprächspartner und wieder die Wiederholung meiner recht einfachen Bitte um Angabe der garantierten Transportdauer. Ja, für internationale Sendungen sei ich bei ihr richtig – puh endlich! – aber ich müsste doch auf dem Beleg sehen, dass es sich hier nicht um die Deutsche Post, sondern um DHL dreht. Die entsprechende Nummer der Hotline muss dort auch angegeben sein, so die wirklich sehr nette Damen am Telefon. Sie könne mir beim besten Willen nicht helfen, da es keinen Zugriff auf die Datenbank der DHL seitens der Deutschen Post gibt.

So und hier schließt sich der Telefonkreis. DHL -> Post national -> Post international -> DHL.

Ich fühlte mich mal wieder in dem typischen schlechten Film, den ich sonst nur aus dem Hause Telekom kenne. Niemand ist zuständig, niemand kann dir helfen, aber jeder kennt eine neue tolle Rufnummer, die ganz ganz ganz – also wirklich ganz sicher weiterhelfen kann.

Einen letzten Versuch wollte ich unternehmen. Ein letztes Mal griff ich zum Telefon und wählte die 0180 6 – Nummer. Der Herr am anderen Ende hat mich gleich verstanden und konnte mir helfen. „DHL ExpressEasy International“ sei natürlich ein DHL-Produkt. Das steht ja schließlich auch so im Namen. Warum sein Kollege mir derartig falsche Angaben gemacht hat, konnte er sich nicht erklären. Es sei auf jeden Fall so, dass die allermeisten Sendungen bereits am folgenden Werktag im EU-Ausland ankommen. In seltenen Fällen erst am Tag darauf, was aber meist durch die Nichterreichbarkeit des Empfängers begründet ist. So sei es in diesem Fall ja auch gewesen. Wenn ich eine Anlieferung vor 12 Uhr oder gar 9 Uhr gewählt hätte, dann wäre der Umschlag natürlich schon lange dort. Es hätte aber auch mindestens 15Euro mehr gekostet. Er bestätigte mir auch, dass die Sendung auf normalem Wege (also ohne Express) sicher auch nicht länger gebraucht hätte. Nur dann wäre eine Sendungsverfolgung nicht mehr möglich gewesen, da sich ab der Grenze der Transport nicht mehr ohne weiteres nachverfolgen lässt.

Was lerne ich also daraus?
Vertraue niemals allein auf das Wort eines Mitarbeiters der Post an seinem Postschalter. Aus dem „kommt garantiert am nächsten Werktag an“, wurde dann ja ein realistisches „kommt meistens am nächsten Werktag an“. Unserem Auszubildenden kann ich da auch keinen Vorwurf machen.
Das Handy kam dann ja nun doch am Dienstag wohlbehalten an. Die Mehrkosten für diesen bevorzugten Versand verbuchen wir mal als Lehrgeld. Das nächste Mal dann per 12Uhr Exress oder an eine Adresse, die auch am späten Nachmittag noch erreichbar ist. Oder aber wir schicken den berittenen Boten los. Über’s Wochenende hätte der das sicher auch geschafft.

Und ja, natürlich. Ich hätte direkt auf der DHL-Webseite nachsehen können. Denn da steht für Sendungen ins EU-Ausland: „[…]erreicht Ihre Sendung in der Regel am nächsten Tag (Montag – Freitag) ihren Zielort[…]“. Von einer Garantie steht da nichts. Aber ich als mittlerweile Ü40 höre derartige Informationen gerne von einem Menschen am Telefon, als einer Webseite zu glauben, die evtl. veraltete Daten beinhaltet. Obwohl ich ja hier wieder lernen musste, dass nicht jeder wirklich so kompetent ist, wie man es von ihm erwarten würde.

DHL Tracking Report

Vom Sauerland über Leipzig nach Amsterdam. Warum nicht?!