Man sagt ja, dass nichts beständiger ist als ein Provisorium.
Ich wollte den geliehenen und nur provisorisch montierten Kurzwellendipol nicht dauerhaft in der Form betreiben, zudem es nicht so störungsfrei funktionierte, wie anfangs geplant. Ich hatte im 40m Band ein dauerhaftes und dazu noch sehr starkes Rauschen von stellenweise 5dB über S9. Ich war mir sicher, dass es vor allem daran lag, dass der Speisepunkt des Dipols sehr nah am Gebäude positioniert war. Da ich aber nur die Antennenhalterung am Dachgiebel, einen Fahnenmast und einen Baum als Abspannpunkte nutzen konnte, blieb mir allerdings auch keine andere Möglichkeit.

Um die Antenne weiter entfernt vom Haus aufhängen zu können fehlte mir noch ein hoher Montagepunkt zwischen dem Baum und einem vorhandenen Fahnenmast. Der Baum sollte auf Dauer auch nicht für diese Funktion herhalten, so dass ich mich dann gleich auf die Suche nach zwei geeigneten Masten machte.
Von meinen damaligen Aktivitäten wusste ich noch, dass an der Grundstücksecke, in deren Nähe der besagte Baum steht, noch eine Bodenhülse für einen Mast im Boden steckte. Der Baum selbst ist in den vergangenen Jahren allerdings um einiges größer geworden, so dass dort kein Platz mehr für die Antenne war. Hier musste ich also entscheiden, ob ich da nur die störenden Äste entferne oder eventuell gleich den ganzen Baum fälle. Darum wollte ich mich aber erst dann kümmern, wenn ich genau weiß, in welcher Höhe der Dipol später hängen wird.

Woher also ausreichend hohe Masten nehmen? Als Material sollte Aluminium zum Einsatz kommen. Rohre aus GFK oder ähnlichen Materialien wollte ich für den dauerhaften Einsatz nicht nutzen und so ergab es sich, dass der Dachboden von Hubert, DJ3YP, für meine Zwecke zu einer wahren Fundgrube wurde. Bei ihm lagerten etliche kaum genutzte Alumasten in verschiedenen Längen und Durchmessern. Mit Hilfe von Wolfgang, DL8DZ, holten wir insgesamt vier Rohe (je ca. 6m lang, Ø75/50mm) bei Hubert ab. – Der Transport auf dem Dachgepäckträger war schon recht grenzwertig, verlief aber ohne weitere Sach- oder Personenschäden. 😉

Die Masten sollten paarweise miteinander verschraubt werden, um eine Gesamtlänge von jeweils etwa 10m zu erreichen. Es stand also noch der Besuch des örtlichen Baumarkts an, um die nötigen Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben usw. zu kaufen. Dazu war natürlich noch eine Bodenhülse für den neuen mittleren Mast notwendig. Ich griff hier zu einem HT-Rohr mit 100mm Durchmesser, das im Boden an der Grundstücksgrenze versenkte werden sollte. An der Kasse waren dann genau 33,33 Euro für die Kleinteile fällig. Auf einen Tusch, eine Flasche Sekt oder wenigstens einen Blumenstrauß durch den Filialleiter wartete ich allerdings vergeblich. Das wäre so auch nicht vorgesehen, sagte mir die Damen an der Kasse recht gelassen. Na, wenn das so ist… 🙁

Das Material war nun vollständig vorhanden und so folgte jetzt der praktische Teil der Arbeiten.
Der Sommer meinte es mit den Temperaturen noch einmal richtig gut mit uns und so begann ich bewaffnet mit Spaten und Spitzhacke mit den Bodenarbeiten für die Masthülse. Direkt hinter einer Hecke im aufgeschütteten Hang, neben einem alten Baumstumpf war der ausgemessene Ort für den neuen mittleren Mast. Ich wusste, dass der Hang an der Grundstücksgrenze beim Bau des Hauses aufgeschüttet wurde und dass man dafür gerne auch große unhandliche Steine genutzt hat. Dazu kam noch die Nähe zur Hecke und dem Baumstumpf und ich erwartete verhältnismäßig wenig Mutterboden, dafür weitaus mehr Steine und Wurzeln.
Zwei Abende kostete mich dann der Aushub des notwendigen Lochs, wobei die Wurzeln, dank des gut geschärften Blatts des Spatens, weniger Probleme machten als befürchtet. Nur die vielen unförmigen Steine ließen mich so manches Mal fluchen.
Den folgenden Abend verbrachte ich mit dem Verarbeiten des Estrichbetons, der der Masthülse entsprechenden Halt verleihen sollte. Dabei unterschätzte ich völlig die Menge des benötigten Betons. Wenn man einem 40kg Sack gegenübersteht, dann hält man die Menge für mehr als ausreichend. Nach dessen Verarbeitung war ich dann doch überrascht, dass das Loch gerade einmal knapp zur Hälfte gefüllt war. Also musste ich im Baumarkt einen zweiten Sack kaufen und erst damit war das notwendige Volumen erreicht. Der schweißtreibende Teil der Arbeiten war damit erledigt.

An den darauffolgenden Tagen wurden die Alumasten miteinander verschraubt und mit Umlenkrollen und Seilwickler versehen, während der Beton sich in Ruhe mit dem Aushärten beschäftigen konnte.

Als Antenne sollte ein neu gekaufte G5RV zum Einsatz kommen. Doch bevor diese richtig montiert werden konnte, stand noch die gut gewachsene Eiche auf der ToDo-Liste. Wolfgang, DL8DZ, konnte mir mit einer ordentlichen Leiter und Bügelsäge aushelfen und so fand ich mich wenig später mitten im Astwerk der Eiche wieder. Insgesamt vier oberarmdicke Äste mussten dem Antennenprojekt weichen. Für mich als Schreibtischtäter mit Wurzeln in der IT können sich vier solcher Äste schon einmal zu einer richtig schweißtreibenden Angelegenheit entwickeln. Zumal die Äste am Ende vielfach dann doch gar nicht so zu Boden fallen wollen, wie man sich das so wünscht. Es war nicht einfach, aber irgendwann fiel dann auch der letzte Ast zu Boden und machte für die Antenne Platz.

Nun stand dem Aufbau der Antenne nichts mehr im Wege. Aber vor das QSO hat der Herr dann doch noch das Stehwellenverhältnis gesetzt und genau das hat mir dann für ein paar Tage arges Kopfzerbrechen bereitet. Das Problem war in meinem Fall dann doch die 10m lange Hühnerleiter der G5RV und die Tatsache, dass diese nicht komplett gerade ohne einen Bogen hängen konnte. Dafür war sie schlicht zu lang – die Höhe des Masts hat dies einfach nicht hergegeben. Dadurch lag das Stehwellenverhältnis, das wir mit Hilfe des Arduino-Antennenanalyzer ermittelt haben, auf beinahe allen Bändern kaum unter 1:2, ganz im Gegenteil. Die Resonanzen, wenn man davon überhaupt sprechen konnte, lagen immer ein Stück unterhalb der Amateurfunkbänder, sodass man evtl. noch in Telegrafie mit einem Tuner hätte arbeiten können.
Im SSB-Bereich waren die Werte aber größtenteils wieder so hoch, dass man das der Elektronik kaum noch zumuten wollte. Einzig das 40m und das 10m-Band war durchweg besser als 1:3,0 bzw. 1:2,0. Aber auf diese zwei Bänder wollte ich mich dann doch nicht beschränken. Zudem erwies sich die Hühnerleiter als ein regelrechter Windfang. Wenn man diese nicht ordentlich befestigt, so bewegt sie sich stark im Wind, was dann auch wieder Auswirkungen auf das SWR hat.
Verschiedene Versuche, die Hühnerleiter in verschiedenen Winkeln oder beim Messen so gut es ging gerade zu halten, schlugen fehl. Das SWR änderte sich dabei nur geringfügig mal in die eine, mal in die andere Richtung. Es blieb aber bei grundsätzlich bei meist unbrauchbaren Werten.

Aus der Not heraus fragte ich Wolfgang, DL8DZ, nach seinem gebrauchten Kelemen-Multibanddipol, den er mir zuvor schon einmal für das Provisorium zum Verfügung gestellt hatte. Er stimmte mir zu und so ließen wir die G5RV wieder herunter und befestigten den Kelemen-Dipol. Schnell mit zwei Knoten fixiert, mit dem Analyzer geprüft und siehe da: Alles bestens. Resonanzen da, wo ich sie erwarte. Auf 80m etwas schmalbandig, aber das ich ja normal und vertretbar. Einzig auf 15m ist das SWR im gesamten band über 1:3. Aber der Tuner in meinem Icom IC-7400 konnte das bei einem spontanen Test dann doch anpassen. Selbst das 6m-Band lag für den Tuner noch im Bereich des Machbaren. Unerwartet und deshalb umso erfreulicher!

Apropos erfreulich: Die Störungen auf 40m sind ebenfalls merklich zurückgegangen. Beim Testen lag der Pegel bei S5 bis max. S7 und damit sogar etwas besser, als bei meinem Nachbarn DL8DZ. 😉

Am Wochenende ist mal wieder Contest-Zeit und im WAEDC soll mir die Antenne dann mal zeigen, was so alles möglich ist.

Ach ja, ich hätte da noch eine G5RV übrig. Kaum benutzt. Hing nur eine Woche. ;o)