Nach einer Woche inkl. Dienstreise in vornehmlich sitzender Körperhaltung war es für mich wieder einmal an der Zeit, dass ich mir die Beine vertrete. Gemeinsam mit meinen – nicht ansatzweise lauffaulen – Freunden Michael und Torsten stand eine ‚kleine‘ Tour durch die heimische Umgebung ins Paradies an.
Dieses Mal wollten wir den Lörmecke Turm besuchen, der sich zwischen Meschede und Warstein im Arnsberger Wald befindet. Zusätzlich sollte ein Abstecher ins Kohlwedertal am Rande von Meschede gemacht werden.
Das Wetter war für sie eine Unternehmung bestens geeignet. Die Temperatur lag bei ca. 24°C und es wehte ein leichter Wind.
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Station 1: Der Lörmecke Turm
Der Lörmecke Turm befindet sich auf der sog. Plackweghöhe (siehe Kartenausschnitt) etwa 3 km vom Parkplatz an der B55 entfernt auf 581m ü.N.N. In den vergangenen Jahren war ich schon einige Male im Sommer und Winter dort.
Nach der obligatorischen Besteigung des Turmes, die ich mir diese Reise einfach mal geschenkt habe (War es eine Vorahnung für das, was da insgesamt noch kommen sollte?) begaben wir uns auf den Weg ins Kohlwedertal, wo der Josefsteich unser Ziel war.
Station 2: Der Josefsteich im Kohlwedertal
Der Weg führte etwa 1,5km zurück in Richtung Parkplatz und führte am Holländerholz dann in südliche Richtung den Berg hinab.
Erinnerungen an alte Geocaching-Zeiten wurden wach, als wir uns dem Teich näherten. Damals, als wir zur nächtlichen Zeit die ersten sein wollten, die den Cache in die Finger bekommen. Lange her…
Am Teich angekommen machten wir ein paar Minuten Pause und beobachteten dabei eine Familie Kanadagänse (Danke, Manfred!) bei der Einnahme ihres Mittagessens.
Vom Josefsteich aus bewegten wir uns dann in nordöstliche Richtung auf den Warsteiner Kopf zu und machten dabei die Höhenmeter wieder gut, die wir vorher beim Abstieg verloren haben.
Der Weg ins Paradies
Kurz vor dem Warsteiner Kopf ging es in nördliche Richtung weiter. Torsten hatte zuhause schon die Wanderkarten rund um den Lörmecke Turm studiert und eine Örtlichkeit mit dem Namen „Paradies“ hat ihn dabei besonders neugierig gemacht. Wir beschlossen den Turm auf dem Weg links liegen zu lassen und dem Weg vom Warsteiner Kopf weiter in Richtung Norden zu folgen. Vorbei am Hessengraben und der Bischofschneise ließen wir uns durch einen etwas unglücklich angebrachten Wegweiser für einige hundert Meter in die Irre leiten. Denn „geradeaus“ heißt nicht zwangsläufig, dem gut ausgebauten und leicht nach rechts führenden Schotterweg folgen, sondern wirklich schnurgeradeaus dem Trampelpfad durch Büsche und Bäume zu folgen.
Dieser Trampelpfad führte 200m lang über Baumwurzeln und Steine den Berg hinab. Der Gedanke, nach bereits mehr als 13km Wegstrecke mit etlichen Höhenmetern hier wieder hoch zu laufen, gefiel mir immer weniger, je weiter wir uns den Weg hinab fortbewegten. Michael und ich drohten Torsten insgeheim, dass wir uns von ihm zum Auto zurücktragen lassen würden, sollte das Paradies auch nicht ansatzweise seinem Nahem gerecht werden. Torsten beschwichtigte uns. Wenn ein Ort von offizieller Stelle so einen Namen erhalten würden, dann muss dies einen guten Grund haben. Wehe, wenn nicht….!
Der Pfad endete auf einem gut ausgebauten Weg, den es zu queren galt. Weiter in Richtung Norden folgten einige Meter über Holzplanken und eine kleine Brücke, die über den Langenbach führte. Wir gelangten auf einen sehr breiten Weg, der vor einigen Jahren sicher in einem dichten Wald gelegen hat. Nun waren alle Bäume links und rechts vom Weg verschwunden und man sah auf einige hundert Meter nur noch abgesägte Baumstümpfe. Es erinnerte eher an eine Großbaustelle und das Paradies sollte quasi hinter der nächsten Kuppe liegen. Wir verloren immer mehr den Glauben ans Paradies, als wir uns diesem auf der Karte näherten. Die Sonne schien von oben herab, kein Baum weit und breit, der uns Schatten hätte spenden können. Als beruflicher Schreibtischtäter war und ist meine Kondition nicht die allerbeste und je weiter wir dem Weg weiter hinauf folgten, desto schwerer wurden meine Beine.
Station 3: Das Paradies!?
„Wir sind da!“ – Endlich!
Ich schaute vom Weg hoch und kontrollierte die Umgebung.
Paradies?! Wirklich? Kein Witz? Paradies?
Wir standen vor einem kleinen Platz, der mit einem niedrigeren Holzzaun umrandet war. Eine Schutzhütte befand sich darin, sowie ein paar wenige Holzbänke und –tische. Dazu noch ein recht lieblos aufgebauter trostloser Mini-Kinderspielplatz, bestehend aus einer Rutsche mit angeflanschter Schaukel ohne Sand oder sonst einem kindgerechten Bodenbelag. Genau so habe ich mir das Paradies bisher auch immer vorgestellt. So paradiesisch, dass ich mit Freunde 14 km und gefühlte 2000 Höhenmeter hinter mich gebracht habe, um diesen herrlichen Ort einmal in meinem Leben besuchen zu dürfen. (Hier sollten nun sämtliche Ironie-Alarmlampen hell rot leuchten.) 😉
Nicht, dass der Ort nun übermäßig hässlich oder völlig ungastlich wäre, aber, wenn man einem Ort ganz offiziell so einen Namen gibt, dann ist meine Erwartungshaltung schon relativ hoch und ich erwarte dann schon etwas mehr als nur ein paar Bänke und eine kleine sechseckige Schutzhütte.
Michael und ich bedankten uns augenzwinkernd bei Torsten und seiner fixen Idee, das Paradies besuchen zu wollen und nach wenigen Minuten Rast und Verschnaufen verließen wir den Ort wieder zurück in Richtung Parkplatz.
Der Rückweg
Der Weg führte uns zum Glück nicht zwangsweise zurück über den Trampelpfad. Wir planten ihn über den Kaisersiepen und den Ringweg. Dabei haben wir allerdings die Rechnung ohne die Waldarbeiter gemacht. Denn dort wo laut der Karte eine für uns wichtige Abzweigung gewesen wäre befanden sich jetzt nur noch gestapelte Baumstämme und tiefe Furchen im Waldboden. Wir liefen also wieder einmal für ein paar hundert Meter in die falsche Richtung. Dabei wunderte ich mich schon, warum es immer weiter bergab ging. Dabei musster wir eigentlich noch einige Meter nach oben.
Zurück an der Stelle, an der irgendwann einmal eine Abzweigung gewesen sein muss, suchten wir nach einer Möglichkeit, den geplanten und in der Karte eingezeichneten Weg zu finden. Aufgrund der intensiven Waldarbeiten war das aber nicht mehr möglich. Wir entschlossen uns dann die ca. 400m querfeldein parallel zum Kaisersiepen durch den Wald zu gehen. Anfangs noch über abgesägte Äste und Wurzeln, später dann über angenehmeren Waldboden. Schnell kamen wir nicht voran, aber wenigstens stimmte nun die Richtung.
Um nach nunmehr 17km keine weiteren Überraschungen befürchten zu müssen, beschlossen wir wieder zurück auf den Plackweg zu gelangen, der direkt zurück zum Parkplatz führte. In meinen Schuhen wurde es langsam eng und die Beine wurden auch immer schwerer. Ein Auto würde der Wanderung jetzt gut tun. 😉
Vorbei am Kappellenplatz und über die Allee der Jahresbäume. So gelangten wir auf den Plackweg und traten den Weg zurück zum Auto an.
Die letzten etwa 2,5 km hatten es dann noch einmal in sich. Nur wenige Höhenmeter, aber bei uns dreien war die Luft irgendwie raus und in meinen Schuhen befand sich nur noch Gehacktes gespickt mit ein paar Knochen.
Als nach relativ genau 21km die Schranke am Parkplatz und das Auto in Sicht kamen, waren wir schon sehr erleichtert und froh, diese Runde gemeistert zu haben.
Ein Halbmarathon im Arnsberger Wald rund um den Lörmecke Turm mit einem Abstecher ins Paradies. Wären wir von dort übrigens noch etwa 1,5km weitergegangen, so hätten wir auch der Warsteiner Brauerei einen Besuch abstatten können. Von dort wäre der Weg zum Auto aber sicher 1000x schwieriger gewesen. 😉
Der Track unserer kleine Runde durch den Arnsberger Wald
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