Nach relativ genau fünf Jahren und etwa 124.000 von uns gefahrenen Kilometern wurde es mal wieder Zeit für einen Wechsel. Die Pferde wurden so langsam taub und fehlsichtig und es kündigten sich die ersten teureren Verschleißerscheinungen an. Die Familienkutsche aus der tschechischer Manufaktur von Skoda war in all der Zeit immer äußerst zuverlässig und genügsam. Bis auf ein paar kleinere Verschleißteile hatte unser Skoda Octavia Kombi keine zusätzlichen und unerwarteten Kosten erzeugt, die nicht zum normalen Gebrauch gehörten. Für die jährlich knapp 25.000 km verbrauchte er, trotz der vielen Höhenmeter in unserer Umgebung, selten mehr als 5l auf 100km. Das Raumangebot war auch für den Jahresurlaub mit der gesamten Familie mehr als ausreichend. Der Octavia war und ist ein perfektes Familienfahrzeug.
Aber irgendwann kommt die Zeit, an der man beginnt über einen Wechsel nachzudenken. Die Berichte über Dieselmotoren, drohende Fahrverbote und ein weiterer Preisverfall tun da ihr Übriges. Also begann ich mir zunächst einmal online einen Überblick über die aktuellen Modelle zu verschaffen. Dabei stand für mich grundsätzlich fest, dass es wieder ein Octavia, nach Möglichkeit auch wieder als Jahreswagen, werden sollte. Die Qualität und Zuverlässigkeit hat mich einfach überzeugt hat. Trotz der aktuellen Diskussionen war für mich aber auch klar, dass wieder ein Dieselmotor zum Einsatz kommen sollte. Ich bin von dem Motorkonzept einfach überzeugt und ein Benziner ist ja nun auch nicht wirklich umweltfreundlicher. Er erzeugt Abgase mit einer anderen Zusammensetzung, aber wirklich besser und sauberer wird’s damit ja nun auch nicht. Von daher ist das wie die berühmte Wahl zwischen Pest und Cholera.
Gleiches Modell im neuen Kleid?
Ok, also wieder in Skoda Octavia. Natürlich hatte ich dabei auch noch im Hinterkopf, dass gerade dieser Hersteller bzw. dessen Mutterkonzern dafür verantwortlich war, dass es aktuell diese Diskussionen rund um den Dieselmotor gibt und dass Staat und Kunden hier tatsächlich betrogen wurden. Aber ich sah und sehe heute noch für mich keine wirklichen Alternativen. Ich bin alle Hersteller und deren in Frage kommenden Modelle durchgegangen, kam am Ende aber immer wieder beim VW-Konzern an. Mich überzeigt einfach die Qualität, aber auch das Design dieser Autos.
Natürlich war mir auch klar, dass der Zeitpunkt für den Verkauf eines Euro5-Diesels nicht der allerbeste war. Die Diskussionen über Dieselfahrverbote und die anderen damit verbundenen Themen sorgten bereits dafür, dass die Preise für gebrauchte Diesel PKW leicht ins Rutschen geraten sind. Bessern wird sich die Situation sicher nicht, eher im Gegenteil. Im Internet fand ich Angebote vergleichbar alter Fahrzeuge bei Händlern mit Preisen zwischen 7.500€ und 8.500€. Daher rechnete ich mit realistischen 6.300€ bis 6.800€ für die Inzahlungnahme unseres gebrauchten Octavia.
Erster Besuch beim ersten Händler…
Es wurde also langsam konkret.
Von Kollegen und Freunden hörte ich bisher von allgemein guten Erfahrungen mit der Firma Budde Automobile in Warstein-Belecke, die sich auf Jahreswagen der deutschen Marken (VW, Skoda, Seat, Opel usw.) spezialisiert hat. Daher beschlossen wir dem Unternehmen an einem Samstagvormittag einen spontanen Besuch abzustatten. Mich interessierte vor allem, welchen Preis man für unseren Octavia tatsächlich noch erzielen konnte, wenn man diesen einem Händler zur Inzahlungnahme anbietet.
Vor Ort mussten wir leider feststellen, dass man keinen passenden Octavia verfügbar hatte, der für uns in Frage gekommen wäre. Viele Benziner, wenige Diesel und wenn, dann in keiner passenden Ausstattungsvariante. Als Alternative zeigte man uns dann einen schwarzen SEAT Leon ST FR, als 2.0 TDI mit 150PS, der im gleichen Preisrahmen lag. Anschauen, reinsetzen, umschauen. Ich war von der Ausstattung begeistert. Viel Auto für relativ günstiges Geld. Sportausstattung, Teilleder, Navi, FSE, Voll-LED-Scheinwerfer, viel Platz und und und. Eigentlich genau das, was ich mir in einem Octavia RS auch gewünscht hatte, was aber nach ersten Recherchen preislich über dem Budget lag und somit von vornherein eigentlich ausschied. Hier stand aber nun ein Auto, das preislich und von der Ausstattung her genau meinen Vorstellungen entsprach. Andere Marke aber gleiche Basis. Treffer!
Kleine Ernüchterung, aber neue Optionen…
Die Ernüchterung folgte dann auf dem Fuße. Denn als es darum ging, dass man mir bitte meinen Octavia bewerten sollte, erlebte wir einen kleinen Dämpfer. Ein Kollege des Verkäufers, der sich uns gegenüber nicht weiter vorgestellt hat, nahm den Fahrzeugschein und begann die Daten des Octavia in seinen Rechner zu tippen. Noch ein paar Fragen zu Kilometerstand und der genauen Ausstattung und kurz darauf das Ergebnis, dass man maximal 4.999€ zu zahlen bereit wäre. Mehr wäre beim besten Willen nicht möglich, da das Auto eh nur was für den Export wäre. Da man an dem Octavia kein gutes Haar lassen und man sich leider auch auf keine preislichen Verhandlungen einlassen wollte, wünschte ich dem Händler noch viel Erfolg und einen guten Tag. Wir sind dann wieder vom Hof gefahren. Wer nicht will, der hat schon. Aber hey, lesson learned und damit ein neues optionales Ziel vor Augen!
Wir kaufen Dein Auto.de?
Den SEAT Leon bekam ich nicht mehr aus dem Kopf und so informierte ich mich intensiver über dieses Modell, seine Ausstattungsvarianten und Preise. Zeitgleich galt es natürlich, auch für den Octavia noch einen besseren Preis zu erzielen. Mit diesem ersten Angebot, dass aus meiner Sicht doch weit unter dem realistischen Wert lag, wollte ich mich ja nun auch nicht zufrieden geben.
In dem Zusammenhang erinnerte ich mich an die mittlerweile schon recht nervig gewordene TV-Werbung von Wir-kaufen-dein-Auto.de. Ja Freunde, nun könnt ihr mal zeigen was ihr so drauf habt. Nach der Eingabe von Marke, Modell, Baujahr, Bauform, Modellvariante, Kilometerstand und meiner Mailadresse erhielt ich sofort ein Angebot. Nicht weniger als 7.217 Euro würde man mir für mein Auto zahlen. Ich wollte es auf einen Versuch ankommen lassen und so vereinbarte ich einen Termin für eine detaillierte Bewertung. Mir war natürlich klar, dass ich diesen Preis wohl nur dann erhalte, wenn das Auto seine insgesamt über 140.000km nur auf einem Prüfstand in einer klimatisierten Halle absolviert hätte. Aber welches Auto ist nach sechs Jahren normaler Nutzung noch in einem Neuwagenzustand?
Via Twitter erfuhr ich dann von anderen über ihre eigenen Erfahrungen mit WKDA.de. Nur wenige haben tatsächlich den Preis bekommen, den sie sich auch wirklich vorgestellt hatten. In den meisten Fällen war der Preis am Ende nur noch halb so hoch, wie anfangs online angekündigt. Ich war mir dann sicher, dass außer einem Lerneffekt hier nicht viel zu holen ist. So stornierte ich den Termin zwei Tage später wieder.
Die Suche beginnt…
Ich suchte nun auf den bekannten Verkaufsplattformen (mobile.de, autoscout24.de usw.) nach geeigneten Angeboten für einen Skoda Octavia (RS) und einen Seat Leon ST (FR) als Jahreswagen mit Dieselmotor und nicht mehr als 20.000km. Im Gegensatz zu den bisherigen Autokäufen wollte ich in diesem Fall gerne deutschlandweit suchen und auch eine längere Anreise in Betracht ziehen.
Allerdings war das Ergebnis bei den Octavias ziemlich ernüchternd. Die Modelle im preislich gesteckten Rahmen waren allesamt nur mäßig ausgestattet und hatten zudem größtenteils schon das Maximum der Kilometerleistung erreicht. Ich konnte mich mit keinem so richtig anfreunden. Von Octavia RS Modellen war in der Preisregion weit und breit nichts zu sehen. Da hätte ich entweder den Preis und/oder die max. Kilometerleistung nach oben erweitern müssen.
Weitaus erfreulicher war da aber das Suchergebnis für den Seat Leon ST. Die Suchergebnisse hielten alle gesetzten Grenzwerte ein und waren zudem sogar noch sehr gut ausgestattet. Auch die sportliche FR-Ausstattung war zu guten bezahlbaren Preisen vertreten.
Nach dem weiteren Studieren von Textberichten, Fahrzeugtests, Foren usw. stand für uns also fest, dass es ein Seat Leon ST FR werden sollte und so nahm ich danach Kontakt mit Händlern in Dresden, Berlin und Kaufbeuren auf.
Die große Unbekannte war für mich noch die Bewertung unseres alten Octavia. Aufgrund der räumlichen Entfernung ist es für die Händler ja nicht möglich, mehr als nur Ausstattungslisten und Fotos zu begutachten. Umso erfreulicher war dann die Rückmeldung des Händlers aus Kaufbeuren, der den Octavia ungesehen für 6.350 Euro in Zahlung nehmen wollte. Volltreffer! Mein Wunschpreis und dazu noch nicht einmal verhandelt. Für ihn war nur wichtig, dass das Auto tatsächlich ein lückenloses Scheckheft besitzt, dass es unfallfrei und frei von Beschädigungen (Beulen, tiefe Kratzer usw.) ist. „Solange hier kein zerbeulter Klumpen Blech ankommt, bleibe ich bei meinem Angebot.“, war seine Aussage am Telefon. Wir wurden uns vorab am Telefon einig und so erhielt ich wenig später per Mail ein Bestellformular für den Seat Leon inkl. der Angabe über die Ankaufsumme für den Octavia. Der Preis war also fix.
Die Angebote der zwei anderen Händler waren nicht so hoch und sie ließen sich nicht darauf ein, den Preis vorab festzuschreiben. Hier hätte ich im schlimmsten Falle bei Übergabe noch eine finanzielle Reserve mitbringen müssen, sollte der vorab genannte Preis dann doch nicht in Frage kommen. Das war mir dann aber doch zu riskant.
Nach 15 Jahren mal wieder auf der Zulassungsstelle…
Nach der Bestellung ist vor der Abholung. Aus zeitlichen Gründen und auch aufgrund der Entfernung (600km) konnten wir das Auto natürlich nicht sofort abholen. Zudem wollten wir die Gelegenheit nutzen und meiner Schwester und ihrer Familie in der Nähe von Ingolstadt einen Besuch abzustatten und eine Nacht dort zu verbringen. Also alles mit der Ruhe. Außerdem standen ja auch noch ein paar kleine Bürokratieaufgaben auf der ToDo-Liste.
Der Kontakt zur Versicherung war schnell hergestellt. Dort reagierte man erfreulich schnell und kompetent. Zwei Tage nach meinem Anruf erhielt ich alle notwendigen Unterlagen.
Mein Plan sah vor, das Kennzeichen des Octavia zu übernehmen. Da man ja leider mit einem Satz Kennzeichen keine zwei unterschiedlichen Autos fahren darf, musste der Alte also zuvor abgemeldet und mit einem Kurzzeitkennzeichen versehen werden, damit ich mit diesen dann zur Übergabe fahren konnte. Zeitgleich meldete ich den Seat Leon neu an. Das war dank der vorherigen Übersendung der Fahrzeugpapiere durch den Händler problemlos und schnell erledigt. Ich musste beim Straßenverkehrsamt, das ich zuletzt vor mehr als 15 Jahre betreten hatte, tatsächlich nicht sehr lange warten und so stand ich wenig später mit vier Nummernschildern vor unserem alten Octavia und verpasst ihm die Kurzzeitkennzeichen. Ich war erleichtert. Erleichtert, nicht nur im Portemonnaie um knapp 100 Euro für die Ab- und Anmeldung und das Kurzzeitkennzeichen, sondern vor allem auch darüber, dass nun alles in trockenen Tüchern war und wir uns wenige Stunden später auf den Weg ins Süddeutsche machen konnten.
Das Finale…
Relativ staufrei kamen wir bei eisigen Temperaturen in Bayern an und am folgenden Tag machte ich mich mit meinem Schwager und Eric auf den 180km langen Weg über den Norden von München nach Kaufbeuren. Ein blauer wolkenloser Himmel und eine strahlend helle Sonne begleiteten uns, wobei die Temperaturen mit -10° C allerdings alles andere als angenehm waren.
In Kaufbeuren führte uns der Navigationscomputer schnell zum Autohaus, wo der neue Familienlastesel schon glänzend vor dem Gebäude stand. Ein Mitarbeiter montierte die mitgebrachten Kennzeichen, während wir mit dem Verkäufer die letzten Formalitäten und das Finanzielle klärten. Nach einem kurzen Blick auf und in den Octavia und einer schnellen Kontrolle der Serviceunterlagen, war das Thema Skoda für uns und den Händler schon erledigt. Das Auto entsprach und entspricht voll und ganz seinen Erwartungen. Mit der kleinen obligatorischen Einweisung in das neue Auto war dann das Thema Autokauf für uns erledigt. Wir fuhren vom Hof über die A96 zurück nach Ingolstadt.
Das natürlich nicht ohne ein zufriedenes Grinsen im Gesicht. 😉
Fazit
Bisher kauften wir alle Autos bei Händlern im Umkreis von max. 50km. Nach den Besichtigungen und Probefahrten kam es dann zum Kaufvertrag und die Händler nahmen uns immer den vollständigen Papierkram ab. Zum vereinbarten Übergabetermin stand dann das Auto immer abfahrbereit vor uns. Alle Fakten waren vorher vollständig geklärt. Jetzt, bei einem Kauf so weit entfernt, schwingt natürlich immer noch ein gewisses Restrisiko mit. Man kennt den Händler ja in aller Regel nicht und auch das Auto kann man nicht mal eben so vor Ort begutachten und eine Probefahrt machen. Es bleibt eine unbekannte Komponente, die sich bis zur Abholung hält. Ich gebe zu, dass ich bis zur Ankunft beim Autohaus eine kleine Restnervosität verspürte. Heute weiß ich, dass dies unbegründet war, denn das Auto war wie beschrieben in einem neuwertigen Zustand und hält, was der Händler vorab versprach.
Den täglichen Weg ins Büro fahre ich seit einer Woche mit dem Seat Leon nun mit einer noch größeren Freude, als zuvor.
Wenn das Wetter wieder besser wird und der Frühling einkehrt, dann wird es wieder eine kleine Fotosession geben. Schneereste und Salzrückstände machen das heute noch unmöglich.
Nun, das war mein kleiner Bericht zum Autokauf. Mehr Aufwand, mehr Lauferei und Fahrerei, dafür aber mit einem unerwarteten Ausgang. Danke an das Autohaus Budde, die mich ja erst auf die Idee mit dem Seat Leon gebracht haben, auch wenn sie sich aus meiner Sicht ziemlich stur angestellt haben, als es um die Inzahlungnahme des Octavia ging.
Und auch Dir danke fürs Lesen dieser 2099 Wörter und allzeit gute Fahrt. 🙂
_____________________________________________________________________________________________
Ich hatte gehofft du mailst mir einfach mal euren Endpreis. Ich maile gerne unseren. Ich hatte exakt die gleichen Kriterien nur dass ich ich bis 22500 km gesucht habe und halt räumlich begrenzt. Wollte wie gesagt mal ein Gespür für den waren Marktpreis bekommen.
Die Modelle liegen ja alle preislich sehr eng beieinander.
Meine Kriterien waren Diesel, <20tkm , =<1Jahr alt und <=20t€. Die Ergebnisse ähneln sich doch sehr: https://bit.ly/2HEeHEe (Bsp. Autoscout 24).
Und das wurde es am Ende dann auch.
Heiho!
Ich wollte mal fragen, was ihr für den Seat Leon am Ende bezahlt habt (und ob er etwas besonderes wie 8-fachbereifung oder so). Wir haben am Wochenende auch zugeschlagen, aber keine 50 km weit weg, mitten im Ruhrgebiet. Ich möchte einfach noch einmal in Erfahrung bringen, wie gut unser Händler-Preis für einen 22t km gelaufen top ausgestatteten Leon ST FR wirklich war. Ich glaube zwar gut verhandelt zu haben, aber wer weiß…
Gruß aus dem Pott