CQ de DL4DE - Hallo Meschede, Hallo Welt!

Auf unsere Katze wurde geschossen

Seit mehr als drei Jahren sind wir auf die Katze gekommen.
Wie bereits [HIER] in meinem Blog geschrieben leben wir zusammen mit zwei mehr oder weniger erwachsenen Kindern und zwei Katzen. Für jeden von uns sind die zwei Stubentiger nicht mehr weg zu denken. Sie gehören fest zur Familie.

Josy ist sieben Jahre alt und unsere Grand Dame. Sie ist gemütlich, friedlich und eher ruhig. Sie bleibt gerne im Haus, geht aber auch gerne einmal in den Garten oder besucht die nähere nachbarschaftliche Umgebung. Insgesamt ist sie sehr ruhig und gelassen. Ärger oder Streit bekommt man mit ihr nicht, solange man sie nicht ärgert.

Josy – ruhig und bequem, aber immer auch wachsam!

Teddy ist anders, was die Aktivitäten angeht. Er ist zwei Jahre alt und sehr gerne draußen. Dabei bleibt er auch gerne über Stunden dem Haus fern. Selbst bei lang anhaltendem Regen kommt er erst nach einiger Zeit wieder heim. Dann meist entsprechend durchnässt. Wasserscheu ist er in jedem Falle nicht. Er liebt es im Sommer draußen zu sein und kommt selbst nachts teilweise nur zum Fressen nach Hause. Auch er ist friedlich und freundlich, dafür aber weitaus aktiver, was den Bewegungsradius angeht.

Teddy chillt gerne auf der Couch.

Bei gutem Wetter reicht es, die Tür zur Terrasse zu öffnen, um beide Katzen aus ihrem häuslichen Versteck zu locken. Teddy ist dabei immer der Erste, der den Kopf durch die Tür steckt und draußen verschwindet. Josy ist da schon etwas wählerisch und entscheidet nach einiger Zeit, ob der Gang nach Draußen wirklich lohnt.

Der Tag an dem es geschah

An einem Mittwoch gegen 10 Uhr vormittags verlies Josy das Haus und verschwand im Garten. Es war ein sommerlicher Tag, wie jeder andere, also absolut nichts besonderes.

Eine knappe halbe Stunde später fanden wir sie zufällig im Schlafzimmer im Obergeschoss auf dem Bett. Teile ihres Fells waren dabei am Hinterlauf blutverschmiert. Sie wirkte abwesend und begann direkt zu schreien, wenn man sie berühren wollte. Es war kein Maunzen oder ähnliches. Es war ein richtiges Schreien. Das haben wir bei ihr so noch nicht erlebt.

Wir wussten natürlich nicht, was passiert ist. Daher haben wir sie sofort und ohne Umwege zu unserer Tierärztin nach Meschede gefahren. Diese konnte so direkt keine genaue Diagnose stellen, sedierte Josy jedoch mit einem starken Schmerzmittel. Dass der Unterschenkel gebrochen war, stand aber in jedem Falle fest. Sie empfahl uns die Tierklinik in Ahlen aufzusuchen, die sich nordöstlich von Hamm befindet.

Mein Sommerurlaub hatte gerade erst angefangen, so dass ich zum Glück nicht im Dienst war und Zeit hatte. So fuhren wir zu dritt zügig nach Ahlen, um Josy behandeln zu lassen. Was war wohl passiert? Wir hatten absolut keinen Schimmer.

In der Tierklinik

Als wir dort ankamen, nahm man uns Josy direkt ab und begann umgehend mit den ersten Untersuchungen. In der Zwischenzeit hatten wir alle Hände voll mit diversen Formularen zu tun.

Nach einiger Zeit wurden wir in einen Behandlungsraum gebeten. Josy war nicht dort, was uns bereits etwas verunsicherte. Man informierte uns über die durchgeführten Untersuchungen und zeigte uns einige Röntgenbilder.

Auf unsere Katze wurde geschossen!

Ich hörte die Worte, verstand zugleich aber kein Wort. Was bitte? Geschossen? Ein schlechter Zeitpunkt für einen Witz, der dann aber doch keiner war. Es war schlicht und ergreifend die Realität und man konnte uns dies anhand der Röntgenbilder klar und deutlich belegen.

Das Röntgenbild vor der OP

Wir standen für einige Zeit regungslos da und konnten es nicht glauben. Anfangs gingen wir noch von einem möglichen Unfall mit einem fahrenden Auto oder ähnlichem aus. Aber eine Schusswunde? Auf unsere Katze? Auf Josy?

Das Röntgenbild zeigte aber leider die unschöne Wahrheit. Der Unterschenkelknochen war gebrochen und an der Bruchstelle waren deutliche Rückstände des Projektils zu erkennen. Zudem hatten die Ärzte das Einschussloch in der Haut gefunden.

Uns wurde nun erklärt, was als nächsten auf dem Programm stand. Josy sollte die Nacht in der Klinik verbringen, um stabilisiert zu werden. Am folgenden Vormittag sollte dann eine Operation durchgeführt werden, um den Bruch zu versorgen und die Reste des Projektils zu entfernen. Später würde dann darüber entschieden, wann wir Josy wieder abholen könnten.

Anders als in der Humanmedizin kommt bei Haustieren natürlich noch ein zusätzlicher Faktor hinzu, der diese bereits schon sehr unangenehme Angelegenheit dann doch noch einmal zusätzlich belastet: Wieviel kostet die Behandlung am Ende?

Glück im Unglück – Die Tierversicherung!

Wir hatten hier großes Glück. Keine zwei Wochen zuvor endete die Wartezeit der kurz zuvor abgeschlossenen Tier-OP-Versicherung, die die Kosten für Operationen und die damit verbundenen Behandlungen übernimmt. Dies allerdings nur bis zu einem Höchstbetrag von 3.500€, was Josys höheren Alter geschuldet ist. Würde Teddy hier liegen, so würde die Versicherung alle Kosten ohne Limit übernehmen.

Grob überschlagen haben wir mit den Voruntersuchungen und der OP dieses Limit bereits überschritten. Aber wer würde hier seiner Katze die Behandlung verwehren? Uns war klar, dass es teurer wird und wir die Differenz selbst zu zahlen haben. Aber das war für uns selbstverständlich. Die Gesamtkosten waren noch überschaubar.

Wir gaben also das OK für die Behandlung, verabschiedeten uns und fuhren wieder nach Hause. Leider mit der leeren Transportbox und ohne unsere Josy. Während der Fahrt sprachen wir kaum miteinander. Jeder hatte genug mit seinen eigenen Gedanken zu tun.

Dies sind zwei Röntgenbilder, die nach der Operation erstellt wurden.
Beim Anblick dieser Bilder musste ich erstmal Schlucken, als ich sie das erste Mal sah. Auch jetzt mag ich sie mir kaum ansehen.
Der Bruch musste auf dem Knochen geschient und mit Schrauben fixiert werden. So etwas kennt man sonst nur aus der Humanmedizin. Leider konnten nicht alle Rückstände des Projektils entfernt werden. Das Risiko gesunde Nerven und Muskeln zu verletzen war den Ärzten zu groß. Die Erfahrung zeigt aber wohl, dass diese Überreste problemlos im Körper bleiben können, ohne weitere Schäden anzurichten.

Zurück zu Hause – Schonung ist angesagt!

Am Tag nach der OP konnten wir Josy wieder abholen. Ich hatte eine sehr unruhige Nacht und konnte seit dem Vorfall selbst nicht wirklich schlafen.

Wir mussten und müssen noch immer sicherstellen, dass Josy sich wenig bewegt und keine Sprünge macht oder Treppen steigt. Die Empfehlung war das Aufstellen eines Laufstalles, in dem die Katze für die kommende Zeit leben sollte.

Also neben den Schmerzen und den Auswirkungen der Operation nun noch ein Gefängnisaufenthalt im eigenen Haus.

Zusätzlich musste Josy bis zum Zeitpunkt, an dem die Fäden gezogen werden, noch diesen Kunststofftrichter tragen, damit sie sich nicht über die Wunde leckt.

Josy ist wieder zuhause und ruht sich auf der Decke aus.
Das Bein ist rasiert und noch blutunterlaufen.

Ich habe unsere Katzen noch nie so deprimiert gesehen. Sie machte den Eindruck als wäre die bisherige Lebensfreude – hoffentlich nur vorübergehend – aus ihrem Körper verschwunden.

Wir haben versucht, ihr den kleinen Bereich so angenehm wir möglich zu gestalten, was aufgrund der geringen Größe allerdings nicht einfach war. Sie soll sich schonen, damit die Knochen wieder richtig stabil zusammenwachsen.

Jeden Tag bekommt sie nun vormittags und abends Tabletten gegen Schmerzen und mögliche Entzündungen.

Und nun?

Heute sind drei Wochen seit dem Vorfall vergangen.
In drei Wochen soll sie noch einmal geröntgt werden, um die Heilung zu prüfen und damit, bei positivem Ergebnis, die Sache aus medizinischer Sicht abzuschließen.

Die Fäden wurden vergangene Woche bereits gezogen, so dass Josy zum Glück nicht mehr diesen Trichter tragen muss. Sie bewegt sich langsam und vorsichtig und bekommt von uns die verschriebenen Massagen und Bewegungsübungen.

Sie humpelt noch beim Gehen, kommt sonst aber recht gut zurecht. Ihren Bewegungsradius haben wir auf einen Großteil des Erdgeschosses erweitert und den Laufstall wieder entfernt.

Sie ist immer noch sehr ruhig und inaktiv. Dies mag vielleicht auch daran liegen, dass sie aktuell im Haus bleiben muss und nicht ins Freie darf.

Die Rechnung der Tierklinik ist inzwischen auch eingegangen. Nicht weniger als 4.550€ wurden uns da für die Voruntersuchungen und die Operation in Rechnung gestellt. Da bleiben, abzüglich der Tierversicherung, noch mehr als 1.000€ zzgl. dem, was für die Nachbehandlung noch fällig wird. So z.B. das Röntgen in drei Wochen usw. Das sind Kosten, die uns niemand erstattet. Vom genommenen, aber nicht wirklich erlebten Sommerurlaub einmal ganz abgesehen.

Das alles ist wohl das Risiko, welches man beim Halten eines Haustieres eingeht.
Das Risiko, im gleichen Ort und möglicherweise in der gleichen Nachbarschaft eines schießwütigen Id*oten zu leben, der aus lauter Langeweile nicht besseres zu tun hat, als auf eine friedliche harmlose Hauskatze zu schießen.

Ach ja… wir haben natürlich auch Anzeige bei der Polizei erstattet. Drei freundliche Beamtinnen statteten uns vor zwei Wochen einen Besuch ab, um die Anzeige aufzunehmen. Vielen Dank nochmals dafür.

Wir behalten die Sache in stetiger Erinnerung und halten gemeinsam mit unseren Freunden Augen und Ohren offen!

„Rachefantasien für die ich Gefängnis verdien‘!“ (c) Fettes Brot


1 Kommentar

  1. Robert Heringer

    Moin

    mit Bestürzung habe ich Eure Zeilen gelesen und kann Euren Schmerz und die Fassungslosigkeit sehr gut nachvollziehen.

    Bedenkt man, wie oft Hauskatzen Opfer von Schusswaffengewalt werden, so kann man das unermessliche Leid für die Tiere und Ihre Halter nachvollziehen.

    Wenn man überlegt, wie viele Katzen jährlich der Waffengewalt zum Opfer fallen, dann kann einem die pure Wut überkommen und man fühlt sich recht ohnmächtig..

    Viele dieser unschuldigen vierbeinigen Opfer von Schussverletzungen haben leider nicht so ein „gutes Setting und Standing“ und bekommen keinerlei medizinische Hilfe, geschweige denn persönliche Zuwendung. Auch können sich viele Tierhalter diese immensen Kosten für medizinische Behandlungen nicht leisten.

    Geht man mal intensiver dem „Verschwinden und Beschießen“ u. a. von Haustieren auf den Grund, so muss man auch die menschlichen Abgründe und das zwanghaft boshafte Verhalten unserer Spezie erkennen.

    Ich wünsche Euch auf jeden Fall, dass Euer geliebter Vierbeiner wieder vollständig regeneriert und auch die psychischen Folgen gut verarbeitet.

    Grüße aus der Pfalz

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