Vor Jahren verfolgte ich die Videos einer kleinen Gruppe, die mit ihren Mofas an die Kroatische Küste gefahren sind. Sie waren etliche Tage unterwegs, um am Ziel dann „kurz“ ins Wasser zu springen und dann direkt wieder zurück zu fahren.
Von der Idee zur Umsetzung
Die grundsätzliche Idee gefiel mir. Nur wollte ich nicht unbedingt über die Alpen ins Ausland fahren und obendrein fehlte es mir schlicht an einer Mofa. Ich wollte nun aber auch nicht tagelang mit 25km/h unterwegs sein und nur für die An- und Abreise etliche Übernachtungen auf Campingplätzen einplanen. Zudem habe ich dem Camping gegenüber so meine Abneigungen. 😉
Eine große und schnellere „Mofa“ besaß ich aber. Mein 125er Roller steht reisefertig in der Garage und könnte mich in vierfacher Geschwindigkeit an ein Ziel meiner Wahl bringen.
Zur Jahreswende keimte in mir immer mehr die Idee, mit dem Roller an die Nordseeküste zu fahren. Eine kleine Rundfahrt von Ost-Ostfriesland in den Westen – von Hooksiel bis nach Norddeich.
Termin und Wetter müssen passen
Die Tage und Wochen vergingen und der „Tag der Arbeit“ stand vor der Tür. Die zwei Tage nach dem Feiertag hatte ich bereits als Urlaub eingeplant und gespannt prüfte ich in der Vorwoche täglich den Wetterbericht. Dieser wurde mit jedem Tag besser und so buchte ich zwei Tage vor meiner Fahrt je eine Übernachtungen in einem Hotel in Minsen und in Norden-Norddeich.
Die Anreise
Die Abfahrt am 1. Mai plante ich für 8:30 Uhr. Ein mittlerer Rucksack reicht mir für alles Notwendige und so fuhr ich pünktlich los.
Die Route sollte unter Vermeidung von Autobahnen direkt in den Norden führen. Im Tank war noch Treibstoff für etwa 140km und so fuhr ich bei angenehmen 18°C und wolkenlosem Himmel los.
In Bad Essen musste ich einmal nachtanken und nutze dabei auch die Gelegenheit für ein kleines Frühstück. Die Temperaturen stiegen inzwischen auf über 20°C bei weiterhin wolkenlosem Himmel.
Die Fahrt über Land- und Bundesstraßen war natürlich nicht die schnellste Verbindung, aber sie war dennoch abwechslungsreich und bot viel fürs Auge. Zudem hat es den großen Vorteil, dass man Baustellen oder gar Vollsperrungen auf kurzem Wege umfahren kann.
Das führte dazu dass ich recht entspannt nach ziemlich genau sechs Stunden an meinem Zielpunkt ankam – der Außenhafen von Hooksiel. Bei jedem Nordsee-Besuch ist dies der Urlaubsstartpunkt.
Sommerlich, warm und wolkenlos
Der Feiertag und der folgende Tag zeigten sich von ihrer aller besten Seite.
Bis zu 28°C zeigte das Thermometer. Dies war aber gepaart mit einem recht ordentlichen Ostwind. Aber die Kombination machte es vor allem unter der Motorradjacke sehr angenehm. Das Wetter war perfekt!
Mein Aufenthalt zog sich an den zwei Tagen von Hooksiel, Carolinensiel über Esens bis nach Norden-Norddeich. Und hier freute ich mich besonders auf „meine Bank“ auf dem Deich, auf der ich zuletzt auch immer für eine gefühlte Ewigkeit sitzen und in die Ferne blicken konnte.
Es war wunderbar, die Gegend wieder einmal zu besuchen. So ganz ohne Begleitung war es zwar ein Stück weit einsam, dafür war ich viel flexibler. Ein kleiner Abstecher hier oder einmal kurz dort etwas anschauen. Ich musste niemanden fragen oder informieren, einfachen machen. Das ist ja auch mal ganz schön. 😉
Es war eine tolle Zeit, bei aller bestem Wetter. Perfekt zum Mopedfahren.
Die Rückfahrt
Für die Rückfahrt am Freitag hatte der Wetterbericht schon vor meiner Abfahrt wechselhaftes Wetter angekündigt. An der Küste sollte es bis Mittags trocken bleiben. Im Sauerland sollte es vormittags regnen, dann aber im Laufe des Nachmittags trocken bleiben. Letztlich beste Voraussetzungen, um hoffentlich trocken zurück zu fahren.
Direkt nach dem Frühstück verließ ich um 8 Uhr das Hotel in Norden-Norddeich und ich verließ die Stadt in Richtung Aurich.
Anfänglich schien noch die Sonne bei ca. 22°C. Hinter Aurich wechselte dies aber schnell in eine graue diesige Suppe. Es sah aus, als würde es in Sichtweite ordentlich regnen. Dies war zum Glück aber nur eine optische Täuschung.
Auf der lange Fahrt über die B72 in Richtung Cloppenburg begann es stellenweise leicht zu nieseln. Dabei blieb es aber zum Glück. Problematischer war die Tatsache, dass die Temperatur deutlich gefallen war. Von den 28°C der letzten Tage war absolut nichts mehr übrig. Je weiter ich fuhr, desto kühler wurde es. Dazu blies ein ziemlich kräftiger und dabei sehr ungemütlicher Westwind, die bei Temperaturen um 15°C stellenweise sehr unangenehm wurde.
Die Temperatur fiel umso mehr, desto näher ich der Heimat kam. Zwischendurch, irgendwo in Ostwestfalen-Lippe musste ich tanken und dort wechselte ich auch auf dickere Handschuhe, die ich meist nur am Anfang oder Ende der Saison trage.
Es wurde deutlich ungemütlicher. Die Wolken wurden dunkler, der Wind immer stärker. Zwischendurch überkam mich für eine kurze Zeit sogar ein Schüttelfrost und ich wünschte mir mehr und mehr meine Couch und eine Decke herbei.
Zwischen Soest und Arnsberg begann es zu regnen und die Stimmung war trotz der Nähe zur Heimat auf einem Tiefpunkt. Ich betete jeden Kilometer auf dem Navi herunter. Gefühlt alle und noch viel mehr zusätzliche Ampeln waren unnötigerweise für eine Ewigkeit rot.
Gleich – gleich ist es geschafft!
Arnsberg, Uentrop, Oeventrop, Freienohl….
Es ist geschafft. Ich stehe nach genau sechs Stunden Fahrt, die nur zum Tanken in OWL unterbrochen wurde, vor der eigenen Garage. Etwas steif und ungelenk vom stundenlangen Sitzen in ein und derselben Körperhaltung betrat ich das Haus und warf alles von mir.
Rucksack, Schuhe, Mopedjacke und -hose… ab in die Ecke. Das Sofa und eine Wolldecke sorgten für eine schnelle Steigerung der Körpertemperatur und meiner Stimmung.
Und mit den Eindrücken der letzten Tage und Stunden döste ich langsam weg.
Rückblick
Mit dem Roller an die Küste und ein wenig Urlaub machen. Das war ein lang gehegter Plan. Und ja, es war eine tolle Tour! Allerbestes Wetter auf dem aller größten Teil der Reise. Die Seeluft, die Strände, der Deich, meine Bank…. alles super.
Das stundenlange Sitzen auf der Sitzbank ist am Ende aber nicht wirklich angenehm. Ich wünschte mir irgendwann dann doch meinen Sitz aus dem Auto auf den Roller. Das, und die fehlende Flexibilität, was durch einen nicht vorhandenen Kofferraum hervorgerufen wird, waren aber die einzigen Wehrmutstropfen dieses Kurztrips.
Das nächste mal fahre ich aber dann doch wieder mit dem Auto. Und das auch sehr gerne wieder mit meiner Herzdame. Die war es, die mir da oben zum vollkommenen Glück noch gefehlt hat! :X
Fotoalbum der Tour auf Google.com: [KLICK HIER]
Das sind ein paar wunderschöne Bilder, die zum Verweilen einladen und wenn man sie anschaut, kann man sich richtig vorstellen, wie es ist dort zu sein. Dem Alltag zu entfliehen, umgeben von sanften, warmen Farben, die einen, wie in einer spirituelle Ausbildung in einen besonderen Moment und kostbaren Augenblick entführen.
Schöner Bericht, danke 🙂
Das ist ein tolles Gefühl und auch die eine Bank, auf der man stundenlang sitzen kann, kenne ich gut. Es sind diese kleinen Details, die das Leben lebenswert machen.
73,
Ekki