Zum Zeitpunkt der Reiseplanung war die Welt noch eine andere. Aber geplant war geplant. Und außerdem habe ich mich ja doch schon sehr darauf gefreut.

Im Frühjahr 2022 erreichte uns die Einladung zu einer wunderbaren Hochzeitsfeier, die in Wolfratshausen (in Bayern nahe des Starnberger Sees) stattfinden sollte.

Zu diesem Anlass wollte ich uns einmal etwas unkonventioneller ans Ziel bringen. Mein Wunsch war es schon sehr lange, eine solche Kurzreise einmal nicht mit dem Familien-Diesel, sondern etwas gediegener, luxuriöser und auch kraftvoller zu bestreiten.

Die Aufgabe war recht einfach: insgesamt 3 Tage mit 3 Personen und ca. 1.400km (Hin- und Rückfahrt)

Die Bahn schied schon aus Kostengründen aus, da man, bei entsprechend langfristiger Planung, sicher allein recht günstig reisen kann. Sobald aber mehrere Personen unterwegs sind, multipliziert sich der Preis schnell auf ein unbezahlbares Niveau.

Einmal nicht mit dem eigenen Auto

Mein Ziel war es, mir für das Wochenende an dem die Feier stattfinden sollte, einmal ein geeignetes Kraftfahrzeug zu mieten. So besuchte ich die Webseite eines der bekannten global agierenden Mietwagenunternehmen und buchte mir für die Reise ein Auto aus der Reihe „Premium Kombi“.

Auszug aus der Webseite von SIXT.

Ein Audi A6 – war und ist immer schon mein heimlicher Traum. Privat unwirtschaftlich und unnötig, aber für so einen besonderen Anlass – aus meiner Sicht – einmal eine schöne Abwechslung mit einem gewissen Spaßfaktor inklusive.

Die Buchungsbestätigung

Wer schon einmal selbst einen Mietwagen gebucht hat, der weiß, dass man nicht immer das Modell bekommt, welches man sich insgeheim wünscht. Es handelt sich hier ja auch immer um Fahrzeugklassen.

Als ich das Fahrzeug abholen wollte, fiel mir direkt auf, dass sich kein Audi A6 auf dem Parkplatz des Vermieters befand, dafür aber eines mit einer höheren Modellnummer.

Einmal das volle Programm bitte…

Im Tresen erhielt ich die Schlüssel für einen Ingolstädter Kleinwagen – einen Q7 – 55tfsi.
Ausstattungsvariante: Volle Hütte. – 6 Zylinder, 340PS, Allrad, Luftfahrwerk und bequemer als jeder Wohnzimmersessel.

Audi Q7 55tfsi

Die Fahrt nach Hause, wo ich den Rest der Reisenden abholen wollte, zauberte schon mehr als nur ein Lächeln auf mein Gesicht.

Etwas verwundert war ich, dass mir der Boardcomputer etwas von 800km Reichweite erzählte. Mit unserem Kombi (2.0l tdi) fahre ich knapp 900km mit 45l Kraftstoff, was umgerechnet 5l auf 100km ergibt. Aber ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass man mit einem Q7, sechs Zylindern und 340PS ähnlich sparsam unterwegs sein kann. Also muss wohl der Tank entsprechend größer bemessen sein. Den Beweis zeigte der Q7 dann während der Autobahn und später…

Nachdem ich alle Beteiligten abgeholt habe, begann die „wilde Fahrt“ mit Wolfratshausen als Reiseziel.

Die Fahrt war, wie erwartet, äußerst bequem. Hervorragende Sitze und technisch, für mich als ausgewiesenen Nerd, mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt. Luftfederung, Allrad, HeadUpDisplay, sämtliche Sensoren und Assistenten inklusive und und und…..

Assistenzsysteme – Insgesamt gut, aber…

Selbst auf der Landstraße und durch Ortschaften fuhr das Auto weitestgehend automatisch. Der Q7 hielt immer den passenden Abstand zum Vordermann, stoppte in Ortschaften hinter haltenden Autos und fuhr auch automatisch wieder an, wenn der Verkehr wieder los fuhr. Hin und wieder musste man aktiv die Lenkung unterstützten, aber bei leichten Kurven hielt das Auto selbstständig die Spur.

Als etwas nervig entpuppte sich der Aufmerksamkeitsassistent. Wenn man nicht wirklich permanent mit beiden Hände das Lenkrad fest umfasst, dann leuchtet nach wenigen Sekunden zunächst eine gelbes kleines Warnsymbol im Display. Wenige Sekunden später wird eine große Warnung im Cockpit gezeigt und kurz darauf beginnt das System mit akustischen Signalen auf sich aufmerksam zu machen. Ich habe die Angewohnheit auf der Autobahn meist mit nur einer Hand zu fahren und das hat das Auto nicht so ganz tolerieren wollen.

Weiterhin bremst die Automatik das Auto relativ stark herunter, wenn man an einer Geschwindigkeitsbegrenzung vorbei kommt. Da die Kamera die Verkehrsschilder im Gegensatz zum Menschen erst recht spät erkennt, lässt es das Auto nicht ausrollen, sondern bremst aktiv. Dieses Verhalten empfinde ich schon als recht gefährlich und zudem unwirtschaftlich.
Wird die Begrenzung dann wieder aufgehoben, so hat man fast das Gefühl, als würde das Fahrzeug unter Vollgas versuchen, die neue max. Geschwindigkeit zu erreichen. Ebenfalls nicht so wirklich wirtschaftlich.
Eventuell kann man dieses Verhalten in den Einstellungen etwas feinjustieren, aber eine solche Funktion fand ich so spontan in den Einstellungen nicht.

Was den vorab schon angesprochenen Treibstoffverbrauch angeht, so muss man sich als Besitzer eines Sechszylinders mit 340PS ein solches Fahrzeug schon leisten können. Plant man diesen Q7 55tfsi mit mehr als 130km/h im Durchschnitt auf der Autobahn zu bewegen, so ist der Verbrauch auf 100km immer zweistellig.
Ich habe, weil ich den Sprit nun nicht mit beiden Händen heile aus dem Auspuff werfen wollte, versucht, das Auto möglichst sparsam zu bewegen. Dabei habe ich den Tempomat auf dem größten Teil der 630km langen Strecke auf 120km/h gestellt und bin meist auf der rechten/mittleren Spur unterwegs gewesen.
Damit habe ich es geschafft, dass der Boardcomputer einen durchschnittlichen Verbrauch von mehr oder weniger 9l auf 100km meldete. Gerne wäre ich auch zügiger gefahren, aber der Sparfuchs in mir hatte damit so seine Probleme. 😉

Der schwere Weg zur Tankstelle

So oder so musste es dann aber sein. Der Tank war so gut wie leer und der Weg zurück stand ja auch noch auf dem Programm. Also musste in jedem Fall getankt werden.

Ich suchte im Netz nach einer günstigen Tankstelle in der Nähe von Wolfratshausen. Dort steckte ich die Zapfpistole in den Tankstutzen und wartete nach dem Start des Tankvorgangs auf das bekannte ‚Klick‘, wenn der Tank voll ist. Es passierte nichts. Lange nicht. Doch dann war es soweit. Klick – Voll. Voll – und mein Konto gedanklich leer. 😉 So viel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht für eine einzige Tankfüllung bezahlt.

Nun gut, wer die Musik bestellt, muss die Kapelle am Ende auch bezahlen. Da hilft kein Jammern.

Fazit

Das Wochenende war ein großer Spaß. Auf der Hochzeit trafen wir viele alte und neue Freunde und hatten dabei eine Menge Spaß.
Wolfratshausen ist für uns dabei zu einem richtigen Lieblingsreiseziel geworden. Daher war für es uns selbstverständlich, die Einladung zur Hochzeit gerne anzunehmen. Es war jeden Kilometer wert.

Die Idee, diese Fahrt nun mit einem luxuriösen Mietwagen zu unternehmen, war sicher nicht die Beste, was die Kosten angeht. Zum Mietwagen selbst kam noch einmal etwa die gleiche Summe für den Treibstoff dazu. Es waren also knapp 500€, die uns die Fahrt nun alleine gekostet hat. Mit dem eigenen Auto wäre das, bezogen auf den Treibstoff ohne Verschleißkosten usw., natürlich um Längen günstiger gewesen.

Vergleicht man das allerdings mit der Bahn (2. Klasse), dann spart man gegenüber dem Q7 nur etwa 100 Euro (bezogen auf drei Personen). Bei der Fahrt in der 1. Klasse wird es dann aber wieder teurer als im Mietwagen. Daher ist die Fahrt mit der Bahn bei mehreren Personen absolut keine Alternative, wenn man die Kosten selbst tragen muss.

Es war also ein in jeder Hinsicht herausragendes Wochenende. Die Feier, die Fahrt und die Erlebnisse, die mit beiden einhergingen. Es war ein großer Spaß!